4. Platz Dt. Kurzgeschichtenwettbewerb

 

Und Zohreh schreit von Lisa-Viktoria Niederberger

 

Die Krähen haben immer viel zu besprechen. Wenn es windig ist, kann ich sie durch den Dunstabzug hören. Das Kratzen ihrer Klauen auf dem Dach, auf dem Metall des Rauchfangs und ihr Gekrächze, manchmal auch das Flügelschlagen. Ich schneide ein Stück Gurke in Scheiben und putze Erde von einem Radieschen. Es pumpert laut, als ich den Küchenschrank schließe. Sonnenblumenkerne sind aus. „Wann warst du zuletzt draußen?“, fragt Paul. „Vorher. Da habe ich den Balkon geputzt. Und ich bin mit dem Biomüll gegangen.“ Er schüttelt den Kopf, wird unscharf, dann friert das Bild ein. Die Internetverbindung ist schlecht, Pauls Stimme blechern. „Du weißt, dass ich das nicht meine.“ Ich sage nichts dazu, sondern lege das Telefon wieder auf die Arbeitsplatte und zupfe an den Salatblättern herum, schneide eine Zitrone. Paul erzählt mir seine letzten beiden Tage nach, lobt das Essen, lobt die Zugänglichkeit und Effizienz der PCR-Tests vor Ort, verflucht die Zeitverschiebung, den Jetlag und die laut schnarchende Person im Hotelzimmer nebenan.

An einem Mittwoch war ich zuletzt draußen, denke ich, es stand ein Kübel voll mit Wischwasser im Lift. Die Reinigungsfirma kommt immer mittwochs. Es muss der Mittwoch vor einer Woche gewesen sein. Nein, vor zwei Wochen, im Supermarkt der Weihnachtsschmuck im Abverkauf. Vor zwei Wochen, als Paul mir aus Hawaii die Kokosnuss mitgebracht hat. Dann die Drachenfrucht aus Singapur. Es ist zwei Wochen her, zwei Geschäftsreisen von Paul. „Es hat minus zweiundzwanzig Grad“, sagt Paul. „Kein Wunder, dass das Bild immer einfriert“, sage ich. Mein letzter Scherz ist länger her als mein letzter Ausflug nach draußen. Paul hat meinen Scherz nicht gehört. Paul redet von bunten Kirchenfassaden. Von FFP2-Masken mit Putin Konterfei. Vom Schwarzmarkt. Von einer komischen Stimmung. „Was wünscht du dir? Was soll ich dir aus Irkutsk mitnehmen?“, fragt er. Paul arbeitet viel und in Sibirien ist bald Schlafenszeit. „Eine rote Rübe“, sage ich. Seit Tagen denke ich darüber nach. „Eine rote Rübe aus Russland für das neue Karmesin.“ Die Tube liegt am Tisch bereit, obwohl Paul erst nach dem Wochenende kommt. Wenn Paul heimkommt, bringt er seine zerknitterten Anzüge in die Putzerei, sieht mir zu, wie ich mitgebrachtes Gemüse, Früchte oder Pflanzen zeichne. Holt zwei Tage später seine Anzüge aus der Putzerei und ist wieder weg. Vorfreude auf Paul wärmt das Brustbein von innen. Paul gähnt, sagt: „Gut dann, ich liebe dich.“ „Schlaf gut“, sage ich und tippe auf den roten Knopf am Display.

Vielleicht hat Paul recht. Vielleicht ist es nicht gut, dass er mein einziger regelmäßiger Kontakt ist. Dass ich nicht einmal gerne an draußen denke. Draußen nehmen alle ihr normales Leben wieder auf, aber ich, ich weiß gar nicht mehr, wie das geht. Ich muss zurück an den Tisch, unruhig werde ich, aber das Zeichnen, es hilft. Die Pflanzen bewegen sich in der Heizungsluft, die Tamarinde besonders. Ihre feinen Blätter, als würde sie winken. Die fleischfressenden Pflanzen auf dem Fensterbrett zucken. Hinter ihnen ist nur noch Himmel. Wir sind höher oben als alle anderen. Vielleicht gehe ich deswegen so ungern auf die Straße: weil mir da immer wieder klar wird, wie hoch unser Haus ist, wie weit oben unser Balkon. „So weit oben war ich noch nie“, habe ich zu Paul gesagt, als ich die erste Umzugskiste im Vorzimmer abgestellt habe, planlos, nicht wissend wo Fotoalben, DVDS und Brettspiele in dieser Wohnung ihren Platz finden werden. In dieser stylischen Glas, Lack und Betonwohnung mit den Riesenfenstern die man nur in Bad und Küche öffnen kann, die zu kühl ist für Brettspiele, weil Brettspiele ein gewisses Maß an Heimeligkeit erfordern. „Aber du warst doch auf dem Eiffelturm, der ist dreimal so hoch wie dieses Haus.“ Manchmal knackt dieses Haus, zieht sich ein Spannungsgeräusch durch die Fensterfront und ich denke, wenn das Fenster bricht, dann zieht es mich raus, dann treibe ich im luftleeren Raum und muss mich daran erinnern, dass wir ja nicht im Weltall sind.

Ich höre den Wind, die Krähenfüße auf dem Dach und die Tauben, die am Balkon leben. Sie fliegen, Stöckchen und Grashalme im Schnabel, dutzende Male am Tag nach oben und bauen ein Nest in einer Ecke des leeren Jacuzzi. Wir wohnen im 30. Stock und sind hier allein. Alle anderen Penthousewohnungen sind Leerstände. Investorenprojekte, die Pauls Firma gekauft hat. Wir haben vier Lifte im Haus und oft kommt einer in unserem Stockwerk an, obwohl ich ihn nicht gerufen habe, obwohl niemand aussteigt. Wenn ich das Schiebegeräusch und das Ping höre, während ich in der Badewanne liege, oder wenn ich schon im Bett bin, wird mir kalt. Paul fragt, warum ich, seit wir hier wohnen, nicht mehr nackt schlafe, und ich denke wir. Denke, du wohnst hier doch nicht. Dein Name steht vielleicht auf all den Papieren, aber du weißt nichts, nicht einmal, dass es hier Geister gibt, Geister, die gerne Liftfahren, so wenig wohnst du hier. „Blödsinn“, hat meine Mutter gesagt „Geister im Neubau, das hat man ja noch nie gehört. Schau lieber, dass du die Bodenhaftung nicht verlierst, dort oben!“, und ich habe mich trotzdem erkundigt. Habe gegoogelt: sind auf der Baustelle Arbeiter zu Tode gekommen, hat es einen Unfall gegeben oder vielleicht einen Absturz? Den Portier gefragt, das Reinigungspersonal vom Hotel eines Tages bei der Rauchpause in der Tiefgarageneinfahrt gestört, gefragt, ob es einen Springer gegeben hat, ob sie einmal einen Toten gefunden haben.

Ich habe eine Gießkanne in der Hand, als das Telefon Lärm macht und Pauls Gesicht noch einmal auf dem Display blinkt. „Jetzt haben wir gar nicht darüber geredet“, sagt er ohne Begrüßung. „Worüber?“ „Na darüber. Den Anschlag, hast du den Anschlag nicht mitbekommen? Das Impfzentrum in Sachsen? Hast du nicht gelesen, dass – “ „Nein“, unterbreche ich ihn. Es ist still in der Leitung, kalt. Paul in Sibirien. Wenn ich die Augen zu mache, sehe ich ihn am Ufer des zugefrorenen Baikalsees stehen, nicht am Fenster in einem kargen Hotelzimmer. „Kümmert dich wirklich nichts mehr, ist dir alles schon so wurscht?“ Paul ist wie einer dieser rumänischen Straßenhunde aus dem Tierheim, er wird bissig, wenn er Angst hat. „Mich – “, sage ich, aber Paul versteht es sowieso nicht, wie mich alles kümmert. Paul kennt dieses Drücken nicht, die Wachshaut. Weiß nicht, wie sich manchmal etwas in mir windet. Alles kümmert mich. Wie ich mich gar nicht mehr entscheiden kann, vor lauter Kümmern, um was zuerst und um wen. Obwohl ich in der letzten Zeit nur mehr kurz die Nachrichtenapp am Klo gecheckt und zehn Minuten Morgenjournal im Radio gehört habe, es reicht dafür, dass es mir seit Monaten die Lungen zusammenzieht. In die YouTube-Videos mit Atemtechniken werden jetzt grell blinkende Werbeanzeigen geschnitten: Die Weltbank verbrennt bald Bargeld! Kaufen Sie Goldbarren! Investieren Sie jetzt in Kryptowährungen. Bald wird es zu spät sein, wachen Sie auf. Kenne keine tagespolitische Entwicklung mehr, keine Inzidenzen und Kinostarts, weiß nicht, ob das Kino überhaupt geöffnet hat, so gut funktioniert es, mein Nichtswissenwollen. „Paul, ich muss jetzt gießen“, sage ich und verstehe nicht, wieso mein Hals sich verstopft anfühlt.

Es klingelt. Der Lieferant ist da. Ich drücke auf den Summer, noch ein paar Minuten. Herr Akbari hat ein System. Wir haben ein System entwickelt. Seit dem ersten Lockdown bringt er einmal wöchentlich alles, was ich brauche. Herr Akbari fragt schon lange nicht mehr, wann ich ihn in seinem Laden in der Franckstraße besuche, das syrische Gebäck verkoste, wenn es frisch aus dem Ofen kommt.  Ping. Ich stelle mich neben die Wohnungstür, höre ein Schleifen, ein Ziehen, ein Schnauben im Gang, jemanden ganz laut ausatmen und öffne die Tür. Es kracht, etwas schlägt mir gegen das Schienbein, ich falle zurück in den Schirmständer, irgendein Ding sticht mir ins Kreuz. Wir liegen aufeinander auf dem Vorzimmerboden, um mich Scherben, Rosen, Stoff, Haare, Parfum, Fluchen und Entschuldigungen. Die Frau keucht, rollt von mir runter. Ihre FFP2-Maske und ihr Kopftuch sind verrutscht, sie wischt sich dunkle Locken aus der Stirn. „Deine Nase blutet“, sage ich und reibe mir den Hinterkopf. Sie stammelt: „Wallah, ich wollte mich nur kurz gegen die Tür lehnen. Die Kisten sind so schwer. Mir ist schwindlig.“ Ich sage ihr, dass sie sitzen bleiben soll, drücke mir die Faust in den schmerzenden Rücken und richte mich auf. „Pass auf, die Scherben!“, sagt sie und ich suche mir trockene und splitterfreie Inseln auf dem Küchenboden, werfe ihr Küchenrolle zu. Ein weit entferntes monotones Trommeln weht beim Küchenfenster herein. „Herr Akbari hat immer so ein Wagerl, mit dem er die Einkäufe bringt“, sage ich und halte ihr die Hand hin. Sie lässt sich hochziehen, lächelt mich an. „Baba ist ein toller Mensch, aber manchmal vergisst er wichtige Informationen.“ Sie drückt meine Hand fester, dann lässt sie los. „Zohreh.“ „Margarete“, sage ich. „Margarete, darf ich dein Bad benutzen, bitte?“ Ich zeige mit einem Kopfnicken auf die richtige Tür.

Es ist nicht viel kaputt. Ein Glas Oliven, eine Flasche Orangensaft. Ich werfe die nassen Lebensmittel in die Abwasch, beginne mit dem Einwässern der Artischocken. Wie sie wie Dinosauriereier aussehen, wenn sie geschlossen sind. In ein paar Tagen die Blütenstände, mittelmeerblau. Das Trommeln draußen wird immer lauter, es riecht schwefelig, ich schließe das Fenster. „Also wir essen die ja, anstatt sie uns auf den Tisch zu stellen“, sagt Zohreh von der Küchentür aus. Ihr Hijab sitzt wieder perfekt, fällt in violetten Schüsselfalten um ihren Hals. Zohrehs Nase hat aufgehört zu bluten. „Das Tuch. Eine schöne Farbe“, sage ich. „Ich habe eine Orchidee, die schaut genauso aus. Sie blüht gerade.“ „Darf ich sehen?“, fragt Zohreh und als ich nicke, zieht sie ihre pinken Vans aus, schiebt die Sneakers an die Vorzimmerwand. Ich folge ihr ins Wohnzimmer, bleibe in der Tür stehen und beobachte, wie sie sich umsieht.

Wie im Palmenhaus ist mein Wohnzimmer, wie im Schmetterlingshaus ohne Schmetterlinge, wie in einem botanischen Garten. Zohreh flüstert: „Wow“, und berührt die dunkelblaue Hortensie, die bis zur Decke reicht, streichelt die wächsernen Blätter von Korbmarante und Wunderstrauch. Bleibt vor der Couch stehen, schaut das Foto an. Paul hat riesengroß auf eine Leinwand drucken lassen, wie ich am Ufer eines Nebenarms des Amazonas posiere. Ein Fluss voller Riesenseerosen, ich lässig auf einen Wanderstock gestützt, die Hose gatschig bis zu den Knien. Ein Sonnenhut verdunkelt mein Gesicht, aber ich weiß noch, wie ich früher lächeln konnte. „Bist du Pflanzenforscherin?“, fragt Zohreh und ich schüttle den Kopf, hole eine der halbfertigen Zeichnungen vom Tisch und halte sie ihr hin. „Botanische Illustratorin.“ Zohreh dreht sich im Kreis. „Wallah, wenn da draußen alles vor die Hunde geht, du bist die Arche Noah für Pflanzen.“ Sie lehnt sich gegen den Tisch. „Baba hats in der Hüfte, drum bin ich jetzt auch im Laden, zusätzlich zur Uni.“ „Sag ihm alles Gute von mir, bitte.“ Sie nickt.

Ich höre mein Handy in der Küche vibrieren. „Möchtest du einen schnellen Kaffee?“, frage ich. „Danke“, sagt Zohreh und riecht an einer Ölpastellkreide. Sie lächelt, lässt es einfach aussehen. Wie ich die Espressotassen und die Zuckerdose suche, plötzlich Hip-Hop im Wohnzimmer. Erst als Zohreh abhebt, erkenne ich das klingelnde Telefon. Ich weiß nicht, ob sie hektisch spricht, ob Arabisch für mich immer hektisch klingt. Ich schraube die Kaffeemaschine zusammen, stelle sie auf die Herdplatte, schnappe mir das Telefon. Paul hat zweimal angerufen und eine Nachricht geschrieben. „Geh nicht raus, hörst du, bitte geh nicht raus. Die sind alle komplett geistesgestört.“ Darunter ein Link zu einer Tageszeitung. Das Trommeln draußen, der Schwefelgeruch. Vor dem Küchenfenster ist es auf einmal lila. Zohreh ist am Balkon, blickt nach unten in Richtung Landesbank.

Ich habe vergessen, wie laut die Welt ist. Dreischeibenisolierverglasung hält ihr Werbeversprechen.  „Du würdest den Weltuntergang verschlafen, so leise wird es in der neuen Wohnung sein“, hat Paul mir vor Einzug versprochen.

Der Weltuntergang, der ist jetzt da. Wir beobachten ihn, dampfende Espressotassen in unseren Händen. Nicht nur der Platz vorm Haus ist voller Menschen, sondern auch alle Straßen, die wir sehen. Vor der Filiale der Landesbank mit ihrer imposanten Säulenfront stehen hunderte Menschen. Nein tausende, zehntausende. Dass es so viele Menschen gibt. Die ganze Stadt auf der Straße. Bis auf den Parkplatz vorm Supermarkt stehen sie, auf dem Spielplatz. Auf den Klettergerüsten hängen sie, manche sind auf Bäume gestiegen, stehen auf den Dächern parkender Autos. So viele Menschen, Menschen mit Fahnen. Österreichfahnen, Deutschlandfahnen, Fahnen, die ich nicht kenne. Schilder, Transparente, bengalische Feuer, Sprechgesänge. Ich verstehe es nicht, akustisch nicht, und weil ich es nicht begreife. „Was passiert hier?“, frage ich Zohreh.

Sie erzählt: Dass ihr Baba gesagt hat, heute Früh mit einer Bank am Land, da habe es angefangen. Da haben so viele Leute Geld abgehoben, der Bank ist das Bargeld ausgegangen. Sie hatten sowieso wenig, Lieferschwierigkeiten wegen Pandemie. Zoreh erzählt, dass es sich in diesen Gruppen im Internet verbreitet hat. Sie schüttelt den Kopf. „Die glauben jetzt, das Bargeld wird wirklich abgeschafft.“ Ich muss an die Werbung denken. Wachen Sie auf. Kaufen Sie jetzt Goldbarren, bevor es zu spät ist. „Unfassbar“ sage ich und Zohreh nickt. „Baba wollte sicherstellen, dass es mir gut geht. Dass ich nicht da unten bin.“

Vom Hochhaus neben der Landesbank wird ein riesengroßes, knallgelbes Transparent entrollt. „Unser Geld für unsere Leut!“, steht in meterhohen Buchstaben darauf. Zohreh hat rote Flecken im Gesicht, ihre Augenbrauen und Mundwinkel zucken, die Espressotasse in ihrer Hand zittert. Wir hören es krachen, ein Mikrophon übersteuert, Stille am Platz, vereinzelte Buh-Rufe. „Sie können uns nichts anhaben!“, brüllt eine Männerstimme ins Mikrophon und erntet dafür dröhnenden Applaus. „Wir holen uns, was uns zusteht!“ Die Menge jubelt, Böller werden geworfen. Wir zucken bei der Detonation zusammen, Tauben und Krähen fliegen weg, Empörung in ihrem Flattern. „Wir sind das Volk!“ Das Klatschen ist wie eine Sturmwelle, breitet sich über den Platz aus, erfasst alle Demonstrierenden und brandet an den Sockel des Hochhauses. „Niemand ist mächtiger als wir! Wir sind viele und die Welt gehört uns!“, schreit der Mann und der Applaus tut weh, bis ganz tief hinein in mich tut der weh.

„Nein!“ Neben mir stellt Zohreh ihre Espressotasse auf den Boden. Krümmt sich zusammen, schnauft. Holt Luft. Richtet sich auf, reißt ihre Arme auseinander. Und Zohreh schreit. Schreit wie ein Muezzin, schreit mit einem Stimmvolumen wie eine Bombe, wie ein Schiffshorn. Schreit mit tausend Seelen, mit tausend Kehlen und plötzlich weine ich. Ihre Finger schließen sich um meine, und ich weine noch mehr. Weine wegen dieser Berührung, und plötzlich schreie ich mit. Wir schreien wie Besessene, schreien gegen den Wind. Wir schreien, dass unsere Lungen flattern. Wir schreien: „Allah Akbar“, aber eigentlich sind es wir. Zohreh ist groß, Margarete ist groß. Wir sind ein wir und wir sind dagegen. Die Trommeln unter uns verstummen. Wir schreien, und alle hören uns zu. Wir halten uns an den Händen und am Geländer fest. Ich schreie und ich weine, ich lache. Ich schreie meine Starre weg. Zohrehs Stimme zeigt mir: das Trommelfell und das Herz, sie sind mit einer brennenden Autobahn verbunden. Ich fühle ihr Gebet, ihren Gesang, ihre Wut, ich fühle ihre Kraft. Wie wir gegen den Wahnsinn der Welt anschreien, ich spüre es in allen Zellen. Zohreh weint, Zohreh lacht, ich lache. Ich lache, wie ich sehe, dass eine Menschengruppe sich aus der Versammlung löst, auf die Straße läuft, auf unser Haus zu. Lache, wie einer von ihnen ein bengalisches Feuer entzündet, lache, und ziehe mein Handy aus der Hosentasche, um den Portier zu warnen, dass sie kommen. Weil jetzt etwas passiert.

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